Ilyas Saliba: Das Ende der Wissenschaftsfreiheit, Spiegel, 29. Januar 2025.
Dass der Bundestag es überhaupt als notwendig erachtet, einen Antrag speziell zum Antisemitismus an Hochschulen und in der Bildung zu verabschieden, lässt den Rückschluss zu, Universitäten seien eine zentrale Brutstätte für Antisemitismus in Deutschland. Eine Studie, die an der Universität Konstanz im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zum Antisemitismus an Hochschulen erstellt wurde, zeigt aber genau das Gegenteil. Antisemitismus ist an Hochschulen und unter Studierenden weniger verbreitet als in der Gesamtgesellschaft. Die Studie, und mit ihr der Artikel, empfiehlt eine differenzierte Betrachtung, denn auch palästinasolidarische Positionen unter Studierenden stehen „kaum oder nur in geringem Maße“ mit Antisemitismus in Verbindung. Diese wesentliche Erkenntnis wird in der Resolution unterschlagen. Sie passt offenkundig nicht in das problematische Bild, das der Bundestag sich pauschalisierend von den Universitäten gemacht hat.