Jannis Grimm, Justus Könneker, Mariam Salehi: Hierarchies in death: coverage of Palestinian and Israeli victims in the context of October 7 and the war on Gaza, in: Peacebuilding, 4. Oktober 2025, S. 1-16. Open access: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/21647259.2025.2569080#d1e668.
Nicht wirklich überraschend, und trotzdem sehr wichtig, dass es mit einer offenen Fragestellung und methodisch sauber herausgearbeitet wurde: Jannis Grimm, Justus Könneker und Mariam Salehi weisen nach, dass die Berichterstattung in den deutschen Medien in Bezug auf palästinensische und israelische Todesopfer nach dem 07. Oktober 2023 sehr asymmetrisch war. Der in der interdisziplinären Fachzeitschrift Peacebuilding veröffentlichte Artikel beruht auf einer systematischen, vergleichenden Frame-Analyse von Berichterstattung in fünf großen deutschen Tageszeitungen in den ersten sechs Wochen nach dem Massaker der Hamas und dem Beginn des israelischen Vernichtungsfeldzugs gegen Gaza. Er ist methodologisch an ähnliche Studien zur Berichterstattung in der englischsprachigen Presse angelehnt; für die deutsche Medienlandschaft hat eine solche Analyse bislang gefehlt.
Ausgehend von den Arbeiten von Judith Butler (insbesondere ihrem 2009 erschienenen Buch Frames of War: When is Life Grievable?) arbeiten sie heraus, dass und wie die deutsche Medienberichterstattung zur ungleichen Betrauerbarkeit von Leben beiträgt. Während die israelischen Toten mit Würde und Empathie dargestellt und öffentlich betrauert wurden, wurden und werden die palästinensischen Toten in der Berichterstattung dehumanisiert, und es werden ihre gewaltsam herbeigeführten Tode als unvermeidbar oder sogar gerechtfertigt gerahmt.
↗ https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/21647259.2025.2569080#d1e668